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M astering-Ingenieur Bernie Grundm an prägte den Klang vieler
Top-Alben. Dies und seine Leidenschaft für den besten Ton
machten ihn zur Institution. STEREO erzählte er, wie er im harten
Alltag seinen Ansprüchen gerecht wird und zugleich manchem
Irrsinn des M usik-Business' trotzt
D
as G ebäude erscheint von außen
w ie eine G eheim d ien stzen trale:
g rü n -g ra u
m it
v o rs te h e n d e n
Schutzschilden. W ir sind in Los Angeles,
Stadtteil Hollywood, unterw egs zum Ter-
m in m it einem der „Big T hree“, also der
drei G roßen der M astering-Szene: B er-
nie G rundm an. Parkplatz suchen? B rau-
chen w ir nicht, sondern steuern die Tief-
garage unter dem knapp 7000 Q u ad rat-
m eter großen K om plex an, den „Bernie
G ru n d m an M astering“ 1998 bezog und
in n en vollkom m en um baute. Leise öffnet
sich das Tor. Ein Leuchtschild w eist uns
den W eg zu m A ufgang - u n d w ir ste-
h en im großzügigen Entree, das G rund-
m ans Frau Claire Chene m it ihren Bildern
geschm ackvoll dekoriert hat.
U ns interessieren jedoch m ehr die zahl-
reichen T rophäen von T op-Sellern u n d
legendären A lben an der W and, die der
langjährige „C hief M astering E ngineer“
von A&M Records, der sich 1984 selbst-
ständig m achte u n d seit 1997 sogar eine
D ependance in Tokio betreibt, selbst bear-
beitete oder dies zum indest anleitete.
Ein Heiligtum der Branche
Insgesam t 30 M itarbeiter zählt das U nter-
n eh m en , das kein T o n stu d io ist, keine
M usik aufnim m t, so n d ern v o rh an d en e
M ixe, ob frisch eingespielt oder uralt, ob
auf A nalogband oder in Form eines D igi-
tal-Files, ob von M u sikkonzernen oder
H obby-B ands eingereicht, m astert bezie-
hungsw eise rem astert, also in eine für die
V eröffentlichung passende F orm bringt.
K lingt b anal, ist ab er hochkom plex.
Es geschieht in p u n cto K lang wie auch
h in sich tlich des M aterials. M a n k a n n
ebenso eine Lackm atrize für die V inyl-
p ro d u k tio n wie auch ein au f die jew ei-
ligen E rfordernisse angepasstes File fürs
D ow nload-P ortal bekom m en. V o n den
Fluren gehen vielfältige Studios m it den
b ekannten P ulten u n d anderem T o n stu -
dio-Equipm ent ab. In einem der kleineren
w ird gerade ein A lbum editiert, also m it
Track-N um m ern und anderen M etadaten
versehen. A uch das gehört dazu.
W ir n u tz e n die W a rtez eit bis zu m
Eintreffen des M eisters - der Kaffee, auf
den sich das Team einiges zugutehält, ist
w irklich su p er - , u m un s etwas u m z u -
seh en u n d en td eck en dabei au ch den
halbdunklen R aum m it den beiden N eu -
m ann-Schneidem aschinen. Unsere Augen
glänzen. W ir sind in einem H eiligtum des
M usikkosm os. H ier w urden die Scheiben
geschnitten, für die H örer auf der ganzen
W elt G ru n d m an tiefe V erehrung entge-
genbringen. U nzählige Reissues älterer
H ighlights gehören dazu. A ber etwa auch
die 45er-V ersion von D iana Kralls „Live
In P aris“-A lbum , die uns schon so oft im
S T E R E O -H örraum verzückt hat. G äste
aus Japan sollen hier schon m al vor E hr-
furcht au f die Knie gefallen sein.
U n d d a n n ist B ernie G ru n d m a n da!
Q u irlig , w ach u n d h o c h k o n z e n trie rt
checkt er die Lage, lässt sich über N euig-
keiten u n terrich -
te n ,
s c h ü tte lt
freundlich unsere
H ände u n d bittet
zum Interview in
sein A rb eitsstu -
dio. D ie sch all-
d ich te T ü r fällt
zu, u n d w ir sind
allein
m it
d e r
M astering-K ory-
phäe, u m all das
zu frag en , w as
u n s
u n d
d e n
H iFi-Fans schon
im m e r a u f d en
N äg eln b ran n te .
A ber was w ar das
noch gleich.
.?
Mitten in Hollywood liegt das großzügige Headquarter
von „Bernie Grundman Mastering" - sozusagen ein „Geburts-
hilfezentrum" für Musik
56 STEREO 7/2014